Handballhochburg Hardheim


Rückblick in die sportliche Geschichte der Abteilung


0:11 - so lautete das erste Spielergebnis einer Hardheimer Handballmannschaft überhaupt. In Lauda setzte es diese deftige Schlappe wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg. Das Ergebnis war für die elf Akteure aus dem Erftal jedoch zweitrangig, hatten sie mit der relativ neuen Sportart doch noch nicht allzu viel am Hut. Elf Spieler waren es, weil Handball bis Anfang der 50-er Jahre noch in einer völlig anderen Form gespielt wurde, als es heute üblich ist. Feldhandball war die Vorstufe des heutigen Hallenhandball und wurde im Freien gespielt. Auf große Tore und mit elf Akteuren pro Mannschaft. Damals spielte noch niemand mit dem Gedanken, das Hardheim viele Jahre später einmal im ganzen Land den Ruf einer waschechten Handball-Hochburg genießen würde - das kleine, unscheinbare Hardheim.


Mit Feldhandball fing alles an



Viel eher hofften die Spieler Eugen Hollerbach, Herbert Hallbaur, Alfons Fieger, Josef Bundschuh, Hans Löhr, Hans Schwarz, Hermann Häfner, Adolf Kaiser, Ludwig Gärtner, Karl Hollerbach und Georg Weimann vor mehr als 75 Jahren auf ihren ersten Sieg. Der sollte natürlich nicht lange auf sich warten lassen. Zwar fanden die Spiele der Hardheimer zunächst unter sehr schlechten Bedingungen statt, lösten in der Bevölkerung aber eine regelrechte Begeisterung aus, die sich über Jahrzehnte hinweg fortsetzen sollte und den Grundstein zum späteren Einzug in die Regionalliga (1984) legte. Zwar wurde der Tatendrang der Handballer während des Zweiten Weltkrieges teilweise schwer gedämpft, brach jedoch nie endgültig ab. 1938, also elf Jahre nach dem ersten Spiel, zeigte eine junge Hardheimer Mannschaft unter der Leitung von Josef Bermayer, das sie ihre Hausaufgaben in Sachen Handball gemacht hatte. Denn nun fielen Tore im Überfluss. 15 von 18 Spielen wurden gewonnen, eines davon, gegen Bobstadt, endete sage und schreibe 25:0. Nach dem Krieg nahm die Entwicklung einen noch schnelleren Verlauf. Der TV Hardheim war geboren und der Handballsport begeisterte Jung und Alt. 1947 griff die erste Damenmannschaft ins Geschehen ein und Jugendteams wurden gebildet. Als Anfang der 50-er Jahre der Hallenhandball in Mode kam, zeichnete sich schnell ab, dass der TVH hier schon bald eine große Rolle spielen würde. Prompt wurde 1952 erstmals die Odenwaldmeisterschaft gefeiert. Weitere, noch größere, Titel sollten in den Folgejahren hinzu kommen. Dies war vor allem der vorbildlichen Jugendarbeit beim TVH, Abteilung Handball, zu verdanken, die noch heute ihre Früchte trägt. Die Hardheimer Handballer schwammen auf einer Welle des Erfolges, die immer größere Ausmaße annahm und sich bis in die 80-er Jahre hinein fortsetzte. Was dann geschah, hatte niemand für möglich gehalten. Hardheim verpflichtete 1982 den ehemals rumänischen Nationalspieler Ernest Pahan als Trainer der ersten Herrenmannschaft, die zu diesem Zeitpunkt noch in der Landesliga spielte. Die folgenden Jahre wurden zu den sportlich erfolgreichsten in der Geschichte des TVH. Nachdem der Aufstieg in die Oberliga unter Dach und Fach war, jagte nun eine Sensation die andere. Die Handball-Hochburg Hardheim stand fest. Viele hochklassige Mannschaften sollten sich in den kommenden Jahren die Zähne daran ausbeißen.


In den 80-ern sensationell


Mit dem Erreichen des Finales um den Pokal des Badischen Handball-Verbandes (hier verlor man knapp gegen Oberstenfeld), qualifizierte sich der TVH auch für den DHB-Pokal. Dies hatte das wohl beste und spannendste Handballspiel, das man in Hardheim je zu sehen bekam, zur Folge. In einem regelrechten Handballkrimi bezwang der TV Hardheim nach zweimaliger Verlängerung, vier Sekunden vor der Schlusssirene, in der Walter- Hohmann-Halle Bundesligaaspirant TSV Milbertshofen mit 25:24. Hardheim schoss sich mit diesem Sieg unter die 32 besten Mannschaften der Bundesrepublik. 1984 war das Jahr des TV Hardheim. Nicht nur der Erfolg im Pokal löste im Erftal und darüber hinaus ein wahrhaftes Handball-Fieber aus - es kam noch viel besser. Hardheim holte sich im gleichen Jahr die Badische Meisterschaft und feierte den Aufstieg in die Regionalliga Süd, die dritthöchste deutsche Spielklasse. Wer gedacht hatte, die Saison 1983/84 sei eine Eintagsfliege, und die Handball-Hochburg Hardheim fange zu bröckeln an, der sah sich ganz schnell getäuscht. Der TVH unterstrich seine Ausnahmestellung in der Region und wurde zum absoluten Aushängeschild der Gemeinde. Drei Spielrunden lang bot man unter dem neuen Trainer Peter Brunner renommierten Mannschaften wie Scharnhausen, Rintheim, Birkenau, Oppenweiler oder Hemsbach Paroli - spielte in der Saison 1985/86 sogar vorne mit und wurde am Ende Vierter. Erst in der darauffolgenden Spielzeit reichte es am Ende nicht zum Klassenerhalt. Hardheim rutschte in die Oberliga – später sogar in die Landesliga ab.


Weltrekord im Dauerhandball


Überregionales Aufsehen erregten die Hardheimer Handballer zuletzt durch ihren Weltrekordversuch am 18. Und 19. März 2000. 24 Stunden lang spielten zwölf Akteure des TVH ununterbrochen Handball gegen verschiedene Gegner. Aus dem Versuch wurde ein anerkannter Weltrekord, der auch im Guiness- Buch der Rekorde seinen offiziellen Eintrag fand, auch wenn darin plötzlich aus Hardheim "Hardheim" wurde. 15 Jahre nach den Glanzzeiten in der Regionalliga spielte der TVH ab der Saison 2001/2002 nur noch in der Kreisliga und strebte nach dem sehr bitteren Abstieg aus der Landesliga einen Neuanfang an. Mit Erfolg. Denn in der Hallenrunde 2002/2003 gelang im zweiten Anlauf tatsächlich der so wichtige Wiederaufstieg in die Landesliga. Unter der sportlichen Leitung des Trainergespanns Jürgen Gärtner und Armin Engels wurde man ungeschlagen Meister der Kreisliga. In der Saison darauf übernahm Arnold Weimann (unterstützt von Jürgen Gärtner als Co-Trainer) den Trainer-Job. Die „Mission Klassenerhalt“ begann. Und auch sie fand einen erfolgreichen Abschluss, denn nach 26 spannungsgeladenen, teilweise dramatischen und immer hart umkämpften Partien war der Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht. Die ehemaligen Spieler der Regionalliga-Mannschaft sind zum Teil immer noch aktiv. Als AH-Spieler, Betreuer, Trainer oder im Vorstand unterstützen sie ihren TV Hardheim, den viele in der Gemeinde als "die große Hanballfamilie" bezeichnen und so auch lieb gewonnen haben. Neben unserer Herrenmannschaft sind für den TV Hardheim auch eine Damenmannschaft (einige Jahre in der Landesliga erfolgreich – jetzt in der Bezirksklasse Heilbronn am Start) sowie insgesamt fünf Jugendmannschaften und die AH gemeldet. Besonders die Jugendarbeit liegt den Verantwortlichen des TVH seit vielen Jahren besonders am Herzen, bildet doch gerade der Nachwuchs den Unterbau für den Seniorenbereich und ist damit auch die Zukunft der Abteilung.