TVH von der Euphorie getragen

Ersatzgeschwächt angetretene Hardheimer zwingen Spitzenreiter Viernheim trotz 10:16-Pausenrückstand noch in die Knie

Einen denkwürdigen Abend erlebten die Zuschauer beim der "Blue-Night" in Hardheim, die viele Fans zum Kommen bewegt hatte. Sie brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen. Zu Gast war der Spitzenreiter aus Viernheim, der noch vor der Begegnung verlustpunktfrei absolut souverän die Tabelle anführte und diesen Siegeszug auch in Hardheim gerne fortgesetzt hätte.

Dass dies allerdings nur Wunschgedanke war, hätten sich die Mannen von Gästetrainer Frank Schmitt vor der Partie auch nicht vorgestellt, denn die standen am Ende einer äußerst spannenden und interessanten Partie erstmals nach 20 Spielen ohne Punkte da.

Ohne die vier etatmäßigen Stammspieler Robin Steinbach, Niko Neuhaus, Juraj Pekar und Daniel Knobloch waren die Voraussetzungen für einen Hardheimer Erfolg noch mehr geschwunden, und damit lautete die Marschroute von TVH-Coach Karoly Kovacs: "Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie." Genau das Richtige, um sein junges Team in die Begegnung zu schicken.

Das zeigte von Beginn an enormen Einsatz und hatte sich für diese Begegnung einiges vorgenommen - das war bis in die hintersten Tribünenreihen zu spüren. Wie erwartet, gab in den ersten Minuten zunächst der Gast den Ton an und markierte für sich einen Zwei-Tore-Vorsprung. Hardheims Mannschaft ließ sich davon wenig beeindrucken und gestaltete seinerseits nach zehn Minuten die Partie ausgeglichen. Der 10:10-Zwischenstand entsprach durchaus dem Spielverlauf, und damit waren auch Hardheims Zuschauer angetan von der Leistung ihrer Mannschaft.

              

Kleiner Einbruch

In der Folgezeit gab es allerdings einen kleinen Einbruch der Mannschaft, die auf einmal keine richtigen Mittel mehr fand, den Gegner in Verlegenheit zu bringen. Viernheim seinerseits nutzte jeden Ballverlust erfolgreich. Der 10:16-Rückstand bestätigte zur Halbzeit letztlich auch die Überlegenheit der Gäste, die sich in dieser Drangphase schon ein echtes Polster zugelegt hatten.

Damit hofften auch nur noch die kühnsten Optimisten in der vollen Walter-Hohmann-Halle auf eine Trendwende. Die sahen sich dann allerdings schon bald bestätigt, da der TVH zur Aufholjagd blies und Tor um Tor herankam.

Sieben Minuten vor Ende der Partie hatte Johannes Ackermann den Anschlusstreffer erzielt, und als Philipp Steinbach kurz danach gar den Ausgleich zum 19:19 schaffte, stand die Halle förmlich Kopf.

Getragen von der Euphorie, wollten Hardheims Akteure auf einmal mehr und rochen förmlich an der Sensation, die sich in den letzten sieben Minuten anbahnte. Für einen kurzen Dämpfer sorgten dann aber wieder die Treffer von Philipp Gunst und Holger Hubert, gegen die der überragende Christopher Bauer im Hardheimer Tor machtlos war.

Doch Thomas Withopf und Niklas Winter sorgten nochmals für den 22:22-Ausgleich. Die beiden Akteure sollten auch im Mittelpunkt der äußerst spannenden Endphase stehen. Zweieinhalb Minuten vor Ende der Partie verwandelte Youngster Niklas Winter ganz cool den zugesprochenen Siebenmeter und sorgte damit erstmals für Hardheims Führung.

              

Siegtreffer im dritten Anlauf

Doch auch auf der Gegenseite verwandelte 40 Sekunden vor Schluss Simon Reisig seinen Siebenmeter. Damit blieben noch einige Sekunden, Hardheims letzten Angriff vorzubereiten. Für den Abschluss war jetzt mit Withopf der Längste im Hardheimer Team gefragt, der sich in den letzten Sekunden durch die gegnerische Abwehr kämpfte, gleich zwei Mal am gegnerischen Torhüter scheiterte und im dritten Nachfassen in letzter Sekunde den Ball zum umjubelten 24:23-Sieg in die Maschen setzte.

Danach gab es kein Halten mehr, und die "Blue Night" wurde zum Event, bei dem gefeiert wurde, als hätte der TVH gerade die Meisterschaft gewonnen. Mit einer ungeheuren Energieleistung hatte der TVH schließlich dieses Kunststück vollbracht und kann aufgrund dieser Leistung den restlich Spielen in der Liga gelassener entgegensehen.

© Fränkische Nachrichten, Montag, 13.03.2017  k.n.