Gegner TSV Amicitia Viernheim dreht in der Hohmann-Halle am Ende noch einmal richtig auf
"Ein Handballspiel wird erst in den letzten zehn Minuten entschieden", so der Handballkreisvorsitzende Bernhard Spitznagel am Rande der Begegnung des TV Hardheim gegen den Namensvetter aus Viernheim. Damit traf er sprichwörtlich den Nagel auf dem Kopf, denn zehn Minuten vor Ende der Spitzenbegegnung in der Badenliga sah alles noch sehr gut aus für den TVH, der zu diesem Zeitpunkt noch mit vier Toren in Front lag. Dann allerdings drehten die Hessen nochmals auf, drehten die schon in trockenen Tüchern geglaubte Partie und nahmen beim Endstand von 25:26 aus Hardheimer Sicht beide Punkte mit nach Hause.
Zahlreiche Zuschauer verfolgten die Partie in der Walter-Hohmann Halle, die der TVH ohne Thomas Withopf, Robin Steinbach, Thomas Farrenkopf und Tim Schneider bestreiten musste. Dafür stand mit Dustin Leiblein erstmals wieder ein Spieler zur Verfügung, der in der Abwehr Rückhalt geben sollte und auch gab. Die musste ihr Augenmerk auch verstärkt auf Viernheims Offensivabteilung ausrichten, die zu den besten der Liga zählt. Das klappte auch von Beginn an sehr gut , auch wenn die Gäste zunächst eine Zwei-Tore-Führung für sich beanspruchten.
Angetrieben von Jan Grammel und Dominik Gärtner fanden die Hardheimer in der Anfangsphase immer wieder die Lücke in der Gästeabwehr und schlossen ihre Spielzüge immer wieder erfolgreich ab. Mitte der ersten Hälfte zeigte die Anzeigetafel ein dem Spielverlauf gerechtes 7:7 auf, dann aber legte der TVH einen Gang zu und erspielte sich eine komfortable 15:10-Führung. Das war jetzt so richtig nach dem Geschmack der Hardheimer Zuschauer, die aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurückkamen.
Mit dem Gefühl des sicheren Vorsprunges schlichen auf einmal technische Fehler ins Spiel der Gastgeber ein, die selbst bei zweimaliger Überzahl zu überhastet abschlossen und damit zugleich den Gegner wieder stark machten. Der nutzte Hardheims Unkonzentriertheit erbarmungslos aus, und innerhalb von nur fünf Minuten war die Partie beim Halbzeitstand von 16:15 wieder völlig offen.
Zunächst alles wieder geordnet
Nach dem Seitenwechsel fand der TVH wieder zu seinem geordneten Spiel zurück und legte seinerseits wieder vor. Hardheims erfolgreichster Torschütze an diesem Abend, Henrik Bischof, sorgte mit seinen Treffern zum 24:20 erneut für einen Vier-Tore-Vorsprung. Die Gäste gaben sich allerdings noch lange nicht auf und versuchten alles, um dem Spiel vielleicht doch noch eine Wende zu geben. Mit einem weiteren Treffer von Steffen Gärtner nahm der TVH diesen Vorsprung mit in die letzten zehn Minuten, die das Spiel noch entscheiden sollten.
Wie vernagelt schien auf einmal das Tor der Gäste, und großen Anteil daran hatte Viernheims Schlussmann Patrick Koch, der in der Schlussphase zahlreiche Großchancen des TVH parierte und mit seinen Paraden nochmals letzte Energien in seinem ganzen Team freisetzte, das jetzt alles dafür gab, zumindest noch einen Punkt mitzunehmen.
Über elf Minuten wurde auf der Anzeigetafel kein weiterer Hardheimer Treffer mehr dazu gefügt, während der Vorsprung von Minute zu Minute dahin schmolz. Bereits zwei Minuten vor Ende der Partie durfte der Gästeanhang das 25:25 bejubeln, und damit begannen jetzt nochmals zwei Zitterminuten für den TVH, der jetzt auch kräftemäßig am Ende war.
Mit der Euphorie ihrer geglückten Aufholjagd glückte schließlich Simon Reisig der Siegtreffer eine Minute vor Spielende, den die Gäste jetzt auch mit ihrer ganzen Routine über die Zeit brachten. Den Gastgebern war die Enttäuschung regelrecht ins Gesicht geschrieben. Da mag es auch nicht darüber hinweg trösten, dass man trotz dieser Niederlage den 5. Tabellenplatz weiter für sich beansprucht. Ein Handballspiel wird eben erst in den letzten zehn Minuten entschieden, damit hatte der Handballkreisvorsitzende eine echte Vorahnung.
© Fränkische Nachrichten, Montag, 04.04.2016 k.n.