Hardheim wie aus einem Guss

Badenliga-Spitzenreiter TSV Birkenau wurde förmlich aus der Walter-Hohmann-Halle „geschossen“

Nun hat es auch den TSV Birkenau erwischt - und diesen Tag werden Birkenaus Handballer und deren rund 50 mitgereiste Fans nicht so schnell vergessen. Der Anwärter auf die Meisterschaft in der Handball-Badenliga erlebte am Samstagabend in Hardheim nämlich ein wahres "Waterloo" und wurde beim 38:27-Heimsieg des TVH förmlich aus der Walter-Hohmann-Halle "geschossen".

Die zahlreich gekommenen Zuschauer waren Zeuge dieses Handball-Spektakels, das die Fans ein wenig an vergangene Handballzeiten erinnerte, als die Hardheimer Sporthalle eine fast uneinnehmbare Festung war. "Wir haben in den letzten Wochen gut trainiert", so die simple Antwort von Hardheims Trainer Ergin Toskic unmittelbar nach dem Sensationssieg, um sich danach schnell aufzumachen, um jedem seiner Spieler für die gezeigten Leistungen persönlich zu gratulieren.

Die Zuschauer hielt es in der Schlussphase schon längst nicht mehr auf ihren Sitzen, und sie feierten überschwänglich diesen Sieg, der sich bereits nach rund 45 Minuten abzeichnete, nachdem der TVH seine kurze Schwächephase nach der Halbzeitpause überwunden hatte.

Dass für den TVH an diesem Abend etwas zu holen war, spürten die Zuschauer bereits in der Anfangsphase der Begegnung. Die Gastgeber versprühten großen Elan und versuchten dem bis dahin ungeschlagenen Gegner ihr Spiel aufzudrücken. Davon ließen sich die Bergstädter allerdings noch nicht wesentlich beeindruckten, doch sie spürten dann allerdings von Minute zu Minute mehr, dass diese Begegnung wohl eine ganz harte Nuss werden wird.

Nach rund zehn Minuten stand die Partie noch unentschieden, danach allerdings mussten die Gäste zunehmend mehr reagieren als agieren und fanden in Hardheims Torhüter Christian Ernst immer öfter ihren Meister, der an diesem Abend seiner Mannschaft den notwendigen Rückhalt gab und wesentlich dazu beitrug, dass der TVH nach rund 15 Spielminuten mit 12:8 in Führung lag.

Gästetrainer Gabriel Schmiedt blieb schon in dieser Phase nicht verborgen, dass seine Mannschaft sich ungewöhnlich schwer mit dem Hardheimer Bollwerk tat. Der TVH spielte plötzlich wie aus einem Guss und zog bis zur Pause bis auf 20:12 davon. Bei diesem überraschenden Spielstand gab es sowohl in den Kabinen als auch auf den Tribünen großen Redebedarf. Alle stellten sich die Frage , ob der TVH diesen Spielstand wohl halten kann oder ob doch noch ein so genannter "Einbruch" kommen wird.

In den ersten zehn Minuten im zweiten Spielabschnitt sah es ganz nach der zweiten Variante aus. Auf einmal wollte beim TVH nichts mehr gelingen, während die Gäste Tor um Tor aufholten und innerhalb von zehn Minuten bis auf 21:24 herankamen. Danach schwächten sich die Birkenauer durch eine Zeitstrafe selbst - das schien zugleich das Signal für das Team vom TVH zu sein, sich diesen Sieg jetzt nicht mehr nehmen zu lassen. Angetrieben von Nikolas Neuhaus, setzte sich die Gastgeber erneut ab. Beim zwischenstand von 30:23 war wohl auch den Gästen bewusst, dass ihre stolze Serie an diesem Abend wohl zu Ende gehen würde.

Der TVH war jetzt wieder voll im Fahrwasser, und Juraj Pekar im Tor des TVH ließ so manchen Gästeangreifer verzweifeln. Die letzten Minuten waren schließlich ein einziges Schaulaufen aus Sicht des TVH. Die Spieler genossen ihren "Start-Ziel-Sieg" und die "standing ovations" der Zuschauer sichtlich. Beim Schlusspfiff der sehr aufmerksam leitenden Schiedsrichter Axel Wrtal und Ralf Malchow vom TSV Bulach lagen sich die Spieler in den Armen und feierten ausgiebig.

© Fränkische Nachrichten, Montag, 07.12.2015  kn